„Gerlingen“ zeigt, wie Plan-Festlegungen Gemeinwohlinteressen zunichte machen

Ischeroth-Initiative: Freudenberg vor Fehlentwicklung schützen

Blick vom Ischeroth Richtung Freudenberg

„Wir beobachten mit Interesse, aber auch mit Schrecken die Industrieflächen-Diskussion in der Nachbargemeinde Wenden,“ äußert sich Bühls Ortsheimatpfleger Rolf Kolb. „Das sollte uns eine Warnung sein!“ Dort streiten Bürgerschaft und Kommune um die großflächige Ansiedlung eines US-Online-Versandhändlers im Gerlinger Gewerbegebiet.

„Wenn wir entscheiden könnten, würden wir dem Gemeinderat empfehlen, das Vorhaben abzulehnen,“ wird sogar der Wendener Bürgermeister in Zeitungsberichten zitiert. Aber – mit Blick auf den gültigen Bebauungsplan des Industriegebietes – besitze die Gemeinde keine Werkzeuge der Verhinderung.

„Diese Vorgänge müssen alle zum Nachdenken bringen, die in Freudenberg ein GIB Wilhelmshöhe-Nord noch befürworten, da doch alles nicht so schlimm werde und die Stadt alle Einflussmöglichkeiten habe, nur gewünschte Unternehmen dort unterzubringen,“ stellt Thomas Löw klar. „Vorbehalte“ könnten für einen ersten Verkauf zutreffen. Aber ein „Mittelsmann“ sei natürlich in der Lage, ein solches Grundstück gewinnbringend an einen nächsten „Vorhabenträger“ mit ganz anderen Bauabsichten weiter zu veräußern. „Das wird jetzt in Gerlingen drastisch vorgeführt, mit welcher Leichtigkeit Bürger- und Gemeindeinteressen beiseite gewischt werden.“

Gerhard Böcking sieht sich auch durch den aktuellen Entwurf des Regionalplans in der Ablehnung des Ischeroth-Industriegebietes bestätigt: „Dort wird noch einmal unmissverständlich klargestellt, dass ein GIB ausdrücklich solchen Betrieben vorbehalten sein soll, die wegen ihrer Standortanforderungen, ihrer Größenordnung oder ihres Störgrades nicht wohnverträglich sind‘“. Wörtlich heißt es da: „Emittierende Betriebe sind Betriebe, von denen Luftverunreinigungen, Geräusche, Erschütterungen, Licht, Wärme, Strahlen und ähnliche Erscheinungen i. S. d. § 3 Abs. 3 Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) ausgehen.“

So etwas in unmittelbarer Nähe der Wohnbereiche Bühl und Büschergrund weithin sichtbar auf einem Plateau am Ischeroth vorzusehen, sei ein absoluter planerischer Fehlgriff, so Böcking.

„Gerlingen zeigt, es gibt keinen dauerhaften Schutz vor Fehlentwicklungen, wenn erst einmal eine Industrie-Kategorie in den Planfestlegungen festgeschrieben ist,“ zieht Friedhelm Höfer sein Fazit. Das werde womöglich den Waldgenossen jetzt von interessierter Seite anders dargestellt und die Hoffnung auf einvernehmliche und verträgliche Nutzungen geschürt. „Der Blick in die Nachbarschaft belegt, das sind Luftblasen, die ganz schnell zerplatzen.“

Jörg Bruland aus Büschergrund  zeigt sich erfreut über die aktuelle breite Unterstützung, die die Initiative zum Schutz des Ischeroth aus der Bevölkerung erfährt: „Die eint die Auffassung, dass aus Natur- und Klimaschutzgründen der markante Höhenzug erhalten bleiben muss und dass sich Freudenberg anders positiv entwickeln kann, anstatt auf diesem Berg neuer Anziehungspunkt für störende Industrie ortsfremder Firmen zu werden.“

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